„Lebt damit, dass ihr die Objekte und nicht die Künstler seid“ – Eine Gesellschaftskritik in Form von Liedtexten

Diese und weitere skandalöse Aussagen finden sich im Liedtext von „Bad Boy“. Mit der Zeile „Guck, das Ding is ich hab nichts gegen Emanzipation, doch Frauen haben halt mit echtem Hip-Hop nichts zu tun“, leitet Edgar Wasser in seinen Song ein. Was hier anfangs sexistisch und frauenfeindlich erscheint entpuppt sich aber bei weiterem Hören als das genaue Gegenteil. Edgar Wasser will mit seinem Song nicht etwa Frauen entwürdigen oder, wie es Patrick Walter in seinem Artikel im Wolfgang-Magazin ausdrückt, „versuchen, durch das Erfolgsrezept Frauenfeindlichkeit Hype zu generieren“. Vielmehr möchte er mit seinen Texten auf Probleme der Gesellschaft aufmerksam machen: Frauen finden sich leider in vielen Bereichen immer noch in der Rolle der Benachteiligten. Auch in der Rap-Szene werden sie von ihren männlichen Kollegen oft nicht akzeptiert, respektiert oder teilweise sogar diskriminiert. „Hip-Hop ist ein Spiegel der Gesellschaft und darin sieht man halt scheiße aus wenn man das weibliche Geschlecht hat“ heißt es weiter. Die Gesellschaftskritik, die er hier ausübt ist dabei nicht zu übersehen. Durch die Zeilen „(…)dass Frauen Kochrezepte lesen sollten, statt n´em Reimbuch. Ihr seid hier nicht richtig, Sprechgesang ist Männersache. Mischt euch da nicht ein-ich fang´ ja auch nicht an mit Wäsche machen.“ kritisiert er auch das durchaus veraltete, aber dennoch teilweise präsente, Frauenbild in der Gesellschaft. Mit sarkastischen und ironischen Aussagen gelingt es Edgar Wasser geschickt die Problematik der heutigen Hip-Hop-Szene zu vermitteln: „Es ist nicht dumm, Frauen ´Huren` zu nennen, das macht Kollegah auch und der ist klug, der ist Jurastudent“. Auch Zeilen wie „Wer sich vergewaltigen lässt, der ist selber daran schuld-Punkt.“ machen ganz klar deutlich, dass es keines Falls seine eigene Meinung ist, die Edgar Wasser hier repräsentiert. Er macht sich sogar in gewissem Maße über diese Sichtweise lustig und verspottet sie. Dies ist unter anderem auch daran zu erkennen, dass er Thesen und Behauptungen ohne weitere Belege aufstellt und die „Argumente“ somit geringwertig darstellt. So heißt es beispielsweise in seinem Song: „(…) ist halt nur meine Meinung“ oder „Aber das war schon immer so, und deshalb ist es Tradition“       Edgar Wasser schafft es „erschreckend häufig, der Gesellschaft den Spiegel vors Gesicht zu halten“ (ze.tt). Er stellt in seinem Songtext eine Meinung dar, die leider genauso auch in unserer Gesellschaft vertreten wird, und das nicht selten. Den ersten Eindruck beim Hören des Songs werden viele wahrscheinlich mit „schockierend“ beschreiben und genau das nutzt Edgar Wasser um auf Themen wie diese aufmerksam zu machen.                                                                                   Am Ende des Songs werden Interviews eingespielt: Künstler Kollegen von Edgar Wasser versuchen die im Song angesprochene Problematik zu erklären und eine Ursache dafür zu finden. „Ich glaube das liegt daran, dass wir in einer Gesellschaft leben, die Frauen einredet, dass sie keine Wut haben dürfen. Und für Rap braucht man schon ’n bisschen Wut.“ erklärt hier zum Beispiel die Rapperin Sookee.

In seinen anderen Songs wie „Aliens“ oder „Frschgmpft“ beschäftigt sich Edgar Wasser mit weiteren politischen Themen und zwar die, des Völkermords, der Übervölkerung und Herrenrasse, sowie das ganz aktuelle Thema der Corona-Impfung.

Falls euch, liebe Leser*innen, diese Form der Gesellschaftskritik angesprochen hat und ihr mehr solcher Liedtexte lesen möchtet empfiehlt die Seite ze.tt verschiedene andere Künstler: Der Rapper Amewu beispielsweise behandelt Themen wie Rassismus und Integration, Sookee spricht mit ihren Texten die Gleichstellung beider Geschlechter, Rassismus und Homophobie an und Chefket äußert sich kritisch zu alltäglichen Themen wie Gier, Migration und Vorurteile. Meiner Meinung nach eine tolle und einfache Möglichkeit, um über wichtige Themen und Problematiken der Gesellschaft nachzudenken.

Verwendete Quellen:

https://www.songlyrics.com/edgar-wasser/bad-boy-lyrics/

https://www.wolfgang-magazin.com/gesellschaft-artikel/im-hip-hop-gibt-es-keine-frauenrechte/

https://ze.tt/deutscher-hip-hop-ohne-sexismus-homophobie-und-verschwoerungstheorien/

https://pixabay.com/photos/concert-scene-dj-music-rap-633110/ (Bild)

5 Kommentare zu „„Lebt damit, dass ihr die Objekte und nicht die Künstler seid“ – Eine Gesellschaftskritik in Form von Liedtexten

  1. Ich finde die Idee über ein Lied zu schreiben echt gut. Mich hätte noch deine Meinung dazu interessiert zum Beispiel wie du es findest wenn Musik als Medium zur Gesellschafftskritik genutzt wird oder so ähnlich

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  2. Liebe Lara, ich finde deinen Beitrag wirklich sehr interessant. Die Songs scheinen auf den ersten Blick wirklich extrem sexistisch, weshalb es besonders schön und interessant ist, dass sie für eine gegenteilige Message genutzt werden. Auch das Thema ist sehr aktuell, da wir in einer Gesellschaft leben, in der von vielen Seiten behauptet wird, dass der Feminismus überwunden sei. Weil ich vom Gegenteil überzeugt bin, hat mir dein Beitrag sehr gefallen und neue Denkanstöße gegeben.

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  3. Liebe Lara, ich finde deinen Beitrag wirklich sehr interessant. Die Songs scheinen auf den ersten Blick wirklich extrem sexistisch, weshalb es besonders schön und interessant ist, dass sie für eine gegenteiliige Message genutzt werden. Auch das Thema ist sehr aktuell, da wir in einer Gesellschaft leben, in der von vielen Seiten behauptet wird, dass der Feminismus überwunden sei. Weil ich vom Gegenteil überzeugt bin, hat mir dein Beitrag sehr gefallen und neue Denkanstöße gegeben.

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  4. Liebe Lara,
    dein Text ist die sehr gut gelungen. Als Leser kann man sehr gut folgen. Du hast dir ein interessantes Thema ausgesucht und ich finde es gut wie du eigentlich gegensätzliche Themenbereiche so verständlich darlegst. Am Ende hat es mir auch gefallen dass du für den Leser noch weitere Texte vorgeschlagen hast, die zu diesem Thema passen.

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  5. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, dass man auf solche Weise mal die Gesellschaft kritisieren kann. Klingt toll wie man sowas hinkriegt und es dann auch noch Aufmerksamkeit kriegt

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